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Auf gefährlichem Kurs

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Auf gefährlichem Kurs

Auf gefährlichem Kurs

Professor Volker Wieland ist Experte für Geldpolitik und Geldtheorie. Im nachfolgenden Beitrag erklärt er, warum er die extrem lockere Geldpolitik der EZB für unangebracht hält.

Die Zeiten an den Kapitalmärkten sind derzeit alles andere als beschaulich. Das Umfeld ist nur so gespickt mit Herausforderungen. Besonders im Fokus steht dabei die Europäische Zentralbank (EZB). Deren extrem expansive Geldpolitik stößt zunehmend auf Kritik. Weil die Inflation in der Eurozone nicht wie erhofft anziehen will, hatten die Währungshüter am 10. März ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen: Sie senkten den Leitzins auf 0 Prozent und den Einlagezins auf minus 0,40 Prozent. Darüber hinaus wird durch die Ausweitung der Anleihekäufe auf Unternehmensanleihen und die Aufstockung von 60 auf 80 Milliarden Euro monatlich noch mehr Geld in den Markt gepumpt. Zudem dürfen sich Banken in mehreren vierjährigen Refinanzierungsgeschäften zum negativen Einlagezins mit Liquidität versorgen. Statt Zins zu zahlen, bekommen sie zusätzliches Geld, wenn ihre Kreditvergabe eine wenig anspruchsvolle Richtgröße überschreitet. Infolge dieser Maßnahmen wird sich die Bilanz der Notenbank massiv ausweiten, von jetzt schon fast drei Billionen Euro auf mehr als vier Billionen Euro Ende 2017.

Kein Grund zur Panik
Mit der Politik des billigen Gelds möchte die EZB Deflationsrisiken bekämpfen. Blickt man auf verschiedene Inflationsmaßen, scheinen die Deflationssorgen jedoch übertrieben. Lässt man zum Beispiel die Energiepreise im Verbraucherpreisindex unberücksichtigt, liegt die entsprechende Kerninflation im positiven Bereich, zuletzt bei 0,9 Prozent in Deutschland und
0,7 Prozent in der Eurozone. Dabei zeigt der Trend nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Eurozone nach oben. Noch interessanter ist ein Blick auf den sogenannten BIP-Deflator. Anders als der Verbraucherpreisindex bildet der BIP-Deflator nicht nur Preisänderungen der Konsumgüter ab, sondern die Änderungen der Preise aller im Land produzierten Güter. In Deutschland stieg diese Kennziffer noch in 2015 um mehr als zwei Prozent. Und auch in der Eurozone liegt die Inflationsrate gemessen am BIP Deflator deutlich über einem Prozent. Trotzdem hat die EZB am 10. März noch einmal massiv nachgelegt und die Geldpolitik weiter gelockert. Mit einschneidenden Folgen: So ist die Zinsstrukturkurve im Euroraum bei den unteren Laufzeiten bis sieben Jahre noch tiefer in den negativen Bereich gerutscht, während die Vermögenspreise weiter boomen.

EZB schießt über das Ziel hinaus
In Deutschland herrscht am Arbeitsmarkt nahezu Vollbeschäftigung und das Wirtschaftswachstum dürfte nach der aktuellen Prognose des Sachverständigenrats in diesem Jahr mit 1,5 Prozent das Potenzialwachstum wieder deutlich übertreffen. Angesichts dieser konjunkturellen Lage und der Inflationsentwicklung müsste der Geldmarktzins eigentlich zwischen zwei und drei Prozent liegen. Aber die EZB hat eben nicht nur Deutschland, sondern die gesamte Eurozone im Blick. Doch selbst für den kompletten Währungsraum ist der expansive Kurs der Notenbank nicht unbedingt notwendig. Im Vergleich zur früheren Reaktion der EZB auf Inflations- und Wachstumsprognosen weicht sie derzeit deutlich nach unten ab. Übrigens dürfte die Wirtschaftsleistung im Währungsraum dieses Jahr mit ebenfalls 1,5 Prozent stärker als das Produktionspotenzial wachsen.

Risiken für den Finanzsektor
Die Lower-for-longer-Politik der EZB birgt Risiken für die Finanzmarktstabilität. So ist auf Seite der Banken der durchschnittliche Kreditzins in Deutschland für das Neugeschäft seit 2008 von rund 5,5 Prozent auf wenig mehr als 2 Prozent in 2015 gesunken. Sollte der Kreditbestand mit den extrem günstigen Konditionen weiter zunehmen, könnten viele Banken im Fall einer Zinswende (wenn also die Einlagenzinsen wieder steigen) in ernste Schwierigkeiten geraten. Und auch auf Seite der Versicherungswirtschaft droht Ungemach, sollten die Assekuranzen ihren Verpflichtungen aus dem Garantiezins nicht mehr nachkommen können. Ein Aspekt, der ebenfalls nicht übersehen werden darf, ist wirtschaftspolitischer Natur. Länder, die Strukturreformen relativ früh gestartet und konsequent umgesetzt haben, wie Irland, Spanien und Portugal, haben sich von der großen Rezession 2008/09 und der nachfolgenden Euroschuldenkrise besser erholt als Reformverweigerer, wie zum Beispiel Italien. Dort liegt das reale Bruttoinlandsprodukt noch immer unter dem Niveau von 2005. Erst die Renzi-Regierung ist umfassende Reformen angegangen. Angesichts der günstigen Finanzierungskonditionen lässt aber mittlerweile allenthalben der politische Wille nach, den Konsolidierungsund Reformkurs weiterzuverfolgen. Doch ohne Reformen leiden Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftsleistung. Die Geldpolitik allein kann sicher kein dauerhaftes Wachstum erzeugen.

Zum Autor
Professor Volker Wieland ist Stiftungsprofessor für Monetäre Ökonomie und Geschäftsführender Direktor des Institute for Monetary and Financial Stability (IMFS) an der Goethe-Universität Frankfurt.
Er studierte an den Universitäten Würzburg, State University of New York, Albany, dem Kieler Institut für Weltwirtschaft und der Stanford University. 1995 verlieh ihm die Stanford University den Titel Ph. D. in Economics. Bevor er im November 2000 nach Frankfurt kam, arbeitete Wieland als Senior Economist am Board of Governors des Federal Reserve Systems in Washington. Außerdem ist Wieland Research Fellow am Center for Economic Policy Research (CEPR) in
London und seit März 2013 auch Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

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