Gastbeitrag Ibrahim Evsan
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Gastbeitrag Ibrahim Evsan
"Die Zukunft ist digital"
Internet und Social Media bestimmen mehr und mehr unser Leben. Doch vielen Unternehmen ist die Tragweite der Digitalisierung noch überhaupt nicht klar. Ein fataler Fehler, denn die Zukunft gehört dem Social Business.
Auch wenn es bestimmte Zeitgenossen nicht wahrhaben wollen: Schleichend und kaum von uns bemerkt, haben wir uns zu einem „internet-normierten Menschen“ entwickelt. Würden wir die letzten 1000 Jahre auf einen Tag verkürzen, dann wäre der Buchdruck vor dreizehneinhalb Stunden
erfunden worden, die Fotografie vor gut vier Stunden und das Radio vor drei Stunden. Doch erst seit 48 Minuten könnten wir mobil telefonieren. Surfen im World Wide Web wäre sogar erst seit 32 Minuten möglich. Und Google,
heute das wertvollste Unternehmen auf dem Globus, hätte mit seiner Websuche gerade einmal vor 20 Minuten das Licht der Welt erblickt. Soziologen bezeichnen diese Entwicklung als digitale Revolution. Ich bevorzuge den Begriff digitale Evolution. Aus dem Homo sapiens wurde der Homo connecticus, der immer und überall vernetzte Mensch.
Vom „kalten“ zum sozialen Web
Die digitale Evolution hat uns und unser Verhalten grundlegend verändert. Sie schuf Dinge, die wir lieben, wie etwa das iPhone von Apple. Noch nie war uns ein „Werkzeug“ so nah, und ich meine damit auch die Nähe in Form von
physischer Distanz. Die digitale Evolution geht einher mit Technologien, die uns im wahrsten Sinne des Wortes verbinden. War das frühe Web noch „kalt“, also vor allem durch Technik und Hardware bestimmt, steht seit einigen Jahren die Interaktion im Vordergrund. Stichwort: Social Media. Studien haben herausgefunden, dass Jugendliche mittlerweile täglich viereinhalb Stunden im Netz verbringen und sich jeden Tag 170 Mal ins Web ein- und ausloggen.
Meine Wahrnehmung ist, dass es 1000 Aus und Ans wohl eher treffen dürften.
Internet der Dinge
Die neueste Entwicklungsstufe in der digitalen Evolution ist das „Internet of Things“. Damit ist die Vernetzung aller Dinge gemeint. Aus einst so profanen und „dummen“ Geräten wie dem Kühlschrank werden intelligente Helfer, die uns per App darauf aufmerksam machen, dass sich zum Beispiel die Milch zu Ende neigt, und die im besten Fall dann gleich auch noch eigenständig den Nachschub ordern. Das Auto der Zukunft wird auch unser Chauffeur sein, der uns sicher und effektiv zum gewünschten Ziel bringt.
Digitale Störungen
Jede Evolution durchlebt Störungen, so auch die digitale Evolution. Damit sind Veränderungen (Changes) gemeint, die der Entwicklung eine neue Richtung beziehungsweise einen neuen Schub geben und auf die wir vorbereitet sein
sollten. Solche digitalen Störungen sind bereits in den verschiedensten Lebensbereichen zu beobachten. Etwa beim Thema Gesundheit. Hier helfen uns intelligente Armbänder oder Uhren (Fitness-Tracker), in Form zu bleiben.
Ein anderer Bereich sind die Medien, wo neue Anbieter wie Netflix oder Spotify gerade dabei sind, unser mediales Konsumverhalten umzukrempeln. Warum, so frage ich mich, ist bei TV-Anstalten wie der ARD oder RTL niemand auf die Idee gekommen, Filme oder Serien jederzeit und überall anzubieten? Digitale Störungen betreffen auch Mobilität (zum Beispiel der Mitfahrdienst Uber) oder Reisen (zum Beispiel die private Zimmervermittlung Airbnb). Aber auch die Bankenlandschaft sieht sich mit digitalen Changes konfrontiert. Google oder Apple sind zum Beispiel gerade dabei, mit ihren Bezahldiensten Google Wallet beziehungsweise Apple Pay den Zahlungsverkehr neu zu erfinden.
Hoher Nachholbedarf
Als Konsequenz der digitalen Evolution müssen sich Unternehmen und Institutionen der Old Economy neu erfinden. Dabei gelingt es den meisten Anbietern bis heute nicht, ihre Marken und Dienstleistungen bei der Websuche an prominenter Stelle zu platzieren. Es ist kein Geheimnis, dass die überwältigende Mehrheit der Internet-Nutzer (91 Prozent) bei der Websuche nur die erste Trefferseite nutzt. Lediglich ein Prozent klickt noch bis zur dritten Seite durch. Alles, was sich dahinter befindet, ist quasi nicht existent.
Mit Entsetzen musste ich vor Kurzem einen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) lesen. „Dem deutschen Mittelstand ist die Digitalisierung egal“, heißt es darin. Vor allem kleinere Unternehmen würden wenig Bedarf für Informationstechnologie sehen. Und daran würde sich
so schnell auch nichts ändern.
Social Business als Erfolgsfaktor
Die Digitalisierung unseres Lebens erfordert ein Umdenken. Unternehmen müssen den Pfad althergebrachter Marketingstrategien verlassen und ihre Kommunikation an die digitale Welt anpassen. Social Business heißt das Zauberwort. Damit sind gezielte Aktivitäten im Social Web gemeint, um die Gesellschaft mit dem Unternehmen zu verbinden. Diese Entwicklung hin zum „social“ muss von oben erfolgen, also von den Führungskräften ausgehen. Voraussetzung, dass Social Business funktioniert, ist, die sozialen Medien (Social Media) zu verstehen und richtig zu nutzen. Es gilt, eine hohe Aktivität und Aufmerksamkeit in relevanten Netzwerken wie Facebook oder Twitter zu schaffen. Um wahrgenommen zu werden, müssen die digitalen Inhalte derart gestaltet sein, dass sie die Nutzer auch erreichen beziehungsweise ansprechen. Hierbei hilft eine Vernetzung mit wichtigen Meinungsführern und Experten. Im Mittelpunkt des Social Business sollten keine Produkte stehen, sondern Personen (Personal Branding). Durch eine hohe Visibilität (Sichtbarkeit) einer Person oder eines Experten im Netz wächst auch dessen Überzeugungskraft und das Vertrauen der User in diese Person. Durch professionelles Personal Branding, ansprechendes Storytelling und einer umfassenden Vernetzung in Social Media entsteht das, was für Unternehmen in unserer digitalen Welt der Schlüssel zum Erfolg sein wird: eine Social Trademark.
Zur Person
Ibrahim Evsan gilt als einer der einflussreichsten Social-Media-Experten in Deutschland. Mit seiner Firma SocialTM hilft er Untern ehmen, Experten, Wissenschaftlern und Künstlern beim Aufbau einer Social Trademark. Er und sein Team übernehmen unter anderem den Aufbau und die Betreuung von
Expertenblogs, steuern die Social-Media-Aktivitäten der Kunden und führen natürlich auch Suchmaschinenoptimierungen durch. Für das GQ-Magazin
gehört der aus den Medien bekannte Internet-Profi zu den 100 wichtigsten Deutschen unter 40 Jahren.
Der Beitrag ist in unserem Kundenmagazin Weitblick Nr. 19 erschienen.